Lies mir was vor! | Tipps für die Eltern


Mit ungefähr 3 Jahren kennt das Kind ca. 1000 Wörter und kann sagen, wie es heißt und wie alt es ist. Nachdem sich die Sprache und die Fantasie weiter entwickelt haben, beginnt das Kind kleine Geschichten zu erzählen. Drei- bis Vierjährige sprechen gerne ununterbrochen. Ursache dafür ist, dass das Kind ständig neue Wörter lernt und diese in Sätzen testen muss. Das Kind fragt nun nicht mehr nur nach dem "was?" sondern auch nach dem "wie?" und "warum?".

 

Kinder, denen häufig vorgelesen und erzählt wird, verfügen über einen größeren Wortschatz (mit zwei Jahren 295 Wörter mehr) und zeigen mehr Geduld und Ausdauer beim Zuhören als andere Kinder.

 

Beim Vorlesen kommt das Gehirn richtig in Schwung. Dadurch wiederum werden die Konzentrationsfähigkeit und die Sprachgewandtheit gefördert. In einer Studie wurde festgestellt, dass Kinder bereits mit zwei Jahren unterscheiden können, ob ein Satz grammatikalisch richtig oder falsch ist. Ihre sprachliche Grundbildung beginnt also lange bevor sie reden, geschweige denn schreiben oder lesen können.

 

Aber das Vorlesen vermag noch mehr: Kind und Eltern schaffen eine Zeitinsel im hektischen Alltag. Durch das Ankuscheln, die Ruhe, das Beieinandersein und den sicheren Halt können Kinder neue Welten entdecken, fragen und verstehen lernen. Für uns Erwachsene ist es leicht, uns etwas vorzustellen, etwas zu „sehen“ auch wenn wir es nicht unmittelbar vor Augen haben. Für ein kleines Kind aber ist das schwierig. Mit dem Vorlesen helfen Sie ihm, auch das zu begreifen, was man nicht halten oder fühlen kann – Ideen, Begriffe, Vorstellungen.

 

Die grundlegenden Leseerfahrungen machen Kinder schon in der Kleinkindzeit in der Familie. Wenn die Mutter oder der Vater mit ihnen Bilderbücher ansehen, lernen sie, dass die Welt hier noch einmal da ist – in symbolischer Darstellung.


Das Kind erkennt, dass es mit seinen Erfahrungen und Erlebnissen nicht allein ist. Wo gibt es Parallelen zwischen der vorgelesenen Situation oder Geschichte und den eigenen Erfahrungen des Kindes? Wünsche nach Selbständigkeit und Abenteuer, nach Geborgenheit und Schutz kennen die Figuren im Buch genauso wie das Kind selbst. Diese Erkenntnis hilft dem Kind, den eigenen Alltag aus der Distanz zu betrachten und schöne wie schlimme Erfahrungen einzuordnen und zu bewältigen. Das Sprechen-Lernen wird beim gemeinsamen „Lesen“ in einem Bilderbuch besonders intensiv gefördert wird.

 

Spielen Sie beim Vorlesen mit dem Klang und der Lautstärke Ihrer Stimme - so macht es allen Spaß, dem der vorliest, und dem dem vorgelesen wird.

 

Das Vorlesen bildet einen hervorragenden Anlass zum Erzählen: Das Kind lernt, wie man eine Geschichte so erzählen kann, dass andere sie verstehen können. Was man alles in welcher Reihenfolge erwähnen sollte (also wer was wann wie wo tut).

 

Sie können zu spontanen Vorlesesituationen täglich feste Vorlese-Zeiten
(z.B. vor dem Schlafengehen) von 10 – 15 Minuten einführen.

Nehmen Sie Bücher überall mit – sie verkürzen Wartezeiten, entschärfen verzwickte Situationen und das Kind wird sie gerne annehmen wenn ihm fad ist.

 

Richten Sie Ihrem Kind ein kleines Bücherregal ein. Dort kann es seine „Schätze“ sammeln und jederzeit zugreifen. Es ist wichtig, dass das Kind von Anfang an eine positive Einstellung zu Büchern hat. Bücher, die nicht für Kinderhände bestimmt sind, sollten Sie daher außer Reichweite des Kindes aufbewahren.

 

Machen Sie Sprachspiele mit Ihrem Kind:
Unsinnverse, Reimverse, Roboter-Sprache – es gibt so viele Möglichkeiten, versuchen Sie es einfach.!

 

 

Starke Bücher für starke Kinder

 

Besuchen Sie Büchereien oder Buchhandlungen und lassen Sie Ihr Kind in Büchern stöbern. Je vielfältiger das Buchangebot ist, desto mehr wird die Sprachentwicklung, Fantasie und Kreativität gefördert.

Je selbstverständlicher das Lesen zum Familienalltag gehört, desto mehr Chancen haben die Kinder zu Lesern zu werden. Denn Lesen ist die Basis zum schulischen Erfolg Ihres Kindes. Daher: Belohnen Sie sich und Ihr Kind und nehmen Sie sich täglich 10 Minuten Zeit zum Vorlesen.

 

 

Buchtipps ab 3 Jahren:

 

Wimmelbilderbücher: Da gibt es viel zu entdecken

Ich sehe was- siehst du es auch??

Meyers kleine Kinderbibliothek

Reime, Klänge, Kinderverse, Lieder: legen den Grund für ein Gespür des Kindes für Sprechmelodie, Sprachklang. Das „Musikalische“ im Kind wird geweckt.


Verse und Fingerspiele machen nicht nur Spaß, sondern fördern auch die Sprachentwicklung, Fantasie und Kreativität.

 

 

Die ersten Geschichten mit bunten Bildern


Mit zunehmendem Alter des Kindes darf das Buch auch kleine Szenen aus dem Alltag enthalten. Dabei sollte nun ein Text das Geschehen auf den Bildern wiedergeben. Klare, ruhige und natürliche Farben bleiben jedoch wichtig. Drei- bis sechsjährige Kinder haben außerdem besondere Freude an gereimten Texten.


Später sollten dann Bücher ausgewählt werden, deren Bilder und Texte eine fortlaufende Geschichte erzählen.

 


Wie geht es weiter?

 

Mit 4 Jahren beherrscht das Kind zwischen 1500 und 2000 Wörter. Es befindet sich nun in einer wichtigen Sprachperiode. Die Fantasie des Kindes blüht und es erfindet lange Geschichten. 4-Jährige entdecken außerdem die Macht der Wörter und probieren diese gerne aus, indem sie versuchen, über Familie und Freunde zu bestimmen.

 

Zu den letzten Worttypen, welches das Kind zu beherrschen lernt, gehören die Eigenschaftswörter und die Umstandswörter. Oft sind Kinder bereits 5 Jahre alt, bis sie diese beherrschen. Jetzt sollte die Sprache des Kindes einfach zu verstehen und größtenteils grammatikalisch richtig sein. Das Kind beginnt außerdem ein Zeitgefühl zu entwickeln.

 

Nähert sich das Kind dem Schulalter, kennt es bereits 2500 Wörter. Die Sprache bildet sowohl für die Kommunikation als auch für das Lernen ein wichtiges Werkzeug. Das Kind spricht zusammenhängender und die Sätze werden komplexer. Es beginnt, sich für die geschriebene Sprache zu interessieren und lernt bald zu lesen und zu schreiben. Vergessen Sie auch nicht ihrem Kind vorzulesen, auch wenn es schon lesen gelernt hat. Lesen soll immer eine Belohnung sein – keine Pflicht !! Schulkinder brauchen nicht weniger Vorlese- Engagement der Eltern, sondern mehr!!!

 

 


Viel Spaß beim gemeinsamen Vorlesen wünscht Ihnen

 

das Team der öffentlichen Bücherei der Pfarre Liebenau